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Bezirksverband der Ev. Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster e.V.

(25.09.2019) Bericht zum Bezirksverbandstreffen der Frauenhilfe in Freckenhorst

Erstellt am 08.10.2019

„85 Jahre Soester Erklärung – die Frauenhilfe zwischen Widerstand und Anpassung während des Nationalsozialismus“

Zu diesem Thema hatte der Bezirksverband der Ev. Frauenhilfe im Kirchenkreis Münster e.V. am 25.09.2019 in den Stiftshof Dühlmann in Freckenhorst eingeladen.

In der Andacht, gehalten von Pfarrer Stefan Döhner wurde Pfarrerin Barbara Stoll-Großhans, Pfarrerin in Münster-Kinderhaus, in ihr neues Amt als Pfarrerin der Frauenhilfe eingeführt. Sie ist damit Nachfolgerin von Pfarrerin Renate Schleisiek. Pfarrer Döhner gab Stoll-Großhans und den anwesenden Frauenhilfe-Mitgliedern den Rat, auch neue Wege zu beschreiten.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Bärbel Dahlhaus, die in schon zu Beginn deutlich machte, wie wichtig auch heute noch ein Blick in die Vergangenheit ist, um daraus zu lernen, referierte Dr. Beate von Miquel, vom Vorstand des Landesverbandes in Soest, zum Thema des Nachmittages: „85 Jahre Soester Erklärung – die Frauenhilfe zwischen Widerstand und Anpassung während des Nationalsozialismus“

Bevor die Nationalsozialisten Ende Januar 1933 die Macht übernahmen, bildete die Westfälische Frauenhilfe mit 155 000 Mitgliedern in 780 Vereinen die größte evangelische Frauenorganisation in Deutschland. In den 1930er Jahren unterhielten die westfälischen Frauenhilfen Kindergärten, Erholungsheime, Haushaltungs- und Nähschulen sowie die Bahnhofsmission. Auch in Soest begrüßte man das neue nationalsozialistische Regime.

Im Sommer 1933 brachen die ersten Konflikte auf: die Nationalsozialisten verhalfen den „Deutschen Christen“ zum Erfolg, einer Gruppe, die bis dahin bedeutungslos gewesen war. Zunächst blieb die Leitung der westfälischen Frauenhilfe für ein Jahr neutral. 1934 verlangte die Kirchenleitung in Münster den deutsch-christlichen Bischof Bruno Adler und Eleonor Liebe-Harkort in die Führungsspitze aufzunehmen. Der erweiterte Vorstand tagte in Soest und der Geschäftsführer plädierte weiterhin für Neutralität, Gräfin Plettenberg verlangte dagegen eine klare Positionierung des Verbandes. In den abschließenden Verhandlungen erklärte die westfälische Frauenhilfe ein „enge Verbundenheit zu der „Bekennenden Kirche“.

In der Folgezeit änderten die Deutsch-Christen ihre Taktik. Nachdem Eleonor Liebe-Harkort im September 1934 zur Einführung des neuen Reichsbischofs Ludwig Müller mit Anhängern nach Berlin gereist war und sich dort als „Vertreterin kirchlicher Frauenarbeit“ vorgestellt hatte, traf sich der Vorstand der westfälischen Frauenhilfe in Dortmund, um über den kirchenpolitischen Kurs zu beraten. Am 26. Oktober 1934 wurde jede Zusammenarbeit mit den „Deutschen Christen“ abgelehnt und ging als „Soester Erklärung“ in die Geschichte der Westfälischen Frauenhilfe ein. Darin heißt es unter anderem:

„Die Bindung an das derzeitige Kirchenregiment in Münster ist die Bindung an ein sich auf Macht und Gewalt stützendes D.C.-Partei-Kirchenregiment. Wir lehnen es ab, eine solche Bindung einzugehen und fordern unsere evangelischen Frauenhilfen Westfalens auf, diesem unserem Schritt zuzustimmen und Weisungen für die Arbeit allein von uns entgegenzunehmen.“

Damit begannen aber die Schwierigkeiten in den Gemeinden und in den Frauenhilfegruppen, denn zunächst hatten sich nur 4 Gruppen der Soester Erklärung angeschlossen. Die westf. Frauenhilfe hatte immer wieder betont, keine Konkurrenz zur NS- Frauenschaft zu sein, denn Frauenhilfe sei eine kirchliche Organisation. Treffen in öffentlichen Räumen wurden verboten, Kaffeetrinken wurde verboten (man trank dann Kakao) und gemeinsame Ausflüge waren ebenfalls nicht erlaubt, als fuhr man mit Einzel- statt mit Gruppentickets.

Dabei gilt zu bedenken, in welch schwieriger Lage die Frauen in der NS-Zeit waren, wenn z.B. ihre Ehemänner in Beamtenpositionen tätig waren.

In der abschließenden Diskussionsrunde stellte Beate von Miquel die Frage: was können wir daraus lernen?

1. Haltung zeigen

2. Eigene Visionen behalten

3. Für den eigenen Glauben einstehen

 

Veröffentlicht von Annemarie Korf

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